Das Malspiel



Beschreibungen zu Konzept I Erlebnis I Kinder I Erwachsene I Spiel|Kunst und Pädagogik

Konzept

Während unserer intensiven Ausbildung zum "Servant du Peintre" bei Arno Stern in Paris lernten wir die Hintergründe der von Arno Stern entwickelten Methode anhand von ausführlichen Vorträgen, Diskussionen und zahlreichen Dokumenten aus 60 Jahren kennen und verstehen. Im Folgenden werden ein paar Schwerpunkte genannt.                                   

1. Arno Stern, der sich seit 60 Jahren mit Kinderbildern beschäftigt, führt in seiner Forschung (der wissenschaftlich anerkannten "Ausdruckssemiologie") den Nachweis, dass das Malen einem genetischem Ablauf, einem "Programm" entspricht, das jeder durchlaufen muss, um ein unabhängiger Mensch zu werden - ähnlich wie beim Gehen, welches ohne den sich natürlich vollziehenden Übergang von der Bauchlage zum Aufrichten nicht möglich wäre.

2. Diese archaische Erfahrung - nämlich eine ureigene Kompetenz zu besitzen - lässt sich durch Übung und vielfache Wiederholung immer wieder neu erleben.

Sich dieses ganz eigenen Potentials zu versichern ist das, was nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen immer wieder Freude bereitet und gut tut: ich kann es, ganz natürlich, gelöst -  und ich spüre mich dabei!

(Vielleicht ähnlich wie beim Summen, bei Bewegungen wie Tanzen, Schwimmen, Wandern, Hüpfen )

Leistungs- und Lernbereitschaft waren in der Zivilisationsgeschichte und sind in unserer heutigen Gesellschaft unabdingbar. Fortschritt ist ohne Neugier und Lust auf Entwicklung nicht möglich.

Aber hier im "Mal-Spiel" geht es nicht um das Erreichen von vorgegebenen Zielen, nicht um die Reproduktion einer Vorlage, nicht um Publikum oder Applaus, sondern um Momente der Erdung, um Ursprünglichkeit, um den Zugang zum natürlichen Wesen im zweckfreien Spiel, das heute ein Luxus zu werden scheint - obwohl es für die Persönlichkeitsentfaltung so wichtig ist.

 

Erlebnis

Wir haben das „Malspiel“ selbst ausgiebig in verschiedenen "Malorten" ausgeübt und Erfahrungen gemacht.

1. Die Teilnahme am „Malspiel“ setzt keinerlei besondere Veranlagung voraus.

2. Es ist ein befreiendes und befriedigendes Gefühl, sich dem Prozess des Malens und Erfindens hinzugeben,

es ist eine Lust, eigene Welten entstehen zu lassen und es ist ein Spiel, nicht auf einen Zweck oder einen Eindruck ausgerichtet.

3. Es macht Freude, sich konzentriert mit etwas auseinanderzusetzen, Zeuge der sichtbaren und spürbaren Verbesserung der eigenen Geschicklichkeit zu sein. Diese Art der Beschäftigung festigt das Selbst- Bewusst- Sein, nicht die Erwartung einer Bewertung von anderer Seite.

4. Es ist angenehm, mit anderen Menschen zusammen in einem Raum zu sein, in dem jeder konzentriert und in Ruhe für sich arbeitet, die Spielregeln klar sind und die Unterstützung zuverlässig.

5.  Der „Malort“ bietet Geborgenheit. Dazu gehört auch, dass das Gemalte im Malort aufgehoben wird.

6.  Das Malspiel ist eine Möglichkeit mit der "natürlichen Spur" und inneren Bildern in Kontakt zu kommen,

es schließt aber gar nicht aus, dass man sich - besonders in Entwicklungsjahren - dabei auch intensiv mit äußeren Eindrücken auseinander setzt.

7.  Das regelmäßige Ausüben des Malspiels schult die Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit sowie gestalterische Sicherheit und Fertigkeiten.

 

Kinder

Als erfahrene Eltern erleben wir regelmässig wie unsere Kinder wachsen und welche Freude es ihnen macht sich zu entfalten. Wir halten deshalb das „Malspiel" gerade in einer Zeit des Überangebotes an Reizen, Ablenkungen und rasanter Digitalisierung für ein ideales Gegengewicht zu Tempo, Schule, Studium und Stress.

In der Geborgenheit des Malorts, in dem es klare Regeln und einen zuverlässigen Rahmen gibt, wo keine Be-Wertungen oder thematische Vorgaben stattfinden, gelingt eine unaufgeregte und befriedigende Auseinandersetzung mit dem inneren Schöpfergeist. Es fließt! Es ist spannend!

Bei uns im Malort gibt es nicht nur Kinder & Elterngruppen oder Kindergruppen, sondern altersgemischte Gruppen mit Erwachsenen bis über 80. 

 

Erwachsene

Das Fließen-lassen der eigenen "Spur" ist durch unseren Zeit- und Leistungsdruck so sehr in Vergessenheit geraten, dass es zunächst schwer ist "loszulassen".

Erwachsene, die meist erst durch die regelmäßige Wiederholung dieser 90 Minuten das Los-Lassen üben und das Sich-Einlassen lernen, genießen das Spiel mit den wunderbaren Farben und geschmeidigen Pinseln, das Bedient-werden, den gegenseitigen Respekt und die Ruhe im Miteinander, die Entspannung.

Ist das unbefangene Kind, das wir einmal waren, im Erwachsenen enthalten? 

Es gibt reine Erwachsenengruppen, die meisten Kurse sind altersgemischt und im Rahmen des Malspiels verläuft die Begegnung der Generationen auf ungezwungene und freundliche Weise.

 

Der spielende Mensch

In jedem Fall entsteht bei der Wiederholung und Vertiefung in das "Malspiel" ein persönlicher Freiraum.

Die klaren Regeln des Malortes stabilisieren das Geschehen in einer geborgenen und zugewandten Atmosphäre.

Manche Menschen malen über viele Monate oder sogar Jahre hinweg in solchen "Malorten", sie arbeiten dort an Bildern, die sie selbst über viele Wochen in die Höhe und Breite "wachsen" lassen können. Mancher malt so lange bis sich ein bestimmtes Bildthema erschöpft hat und sich ihm ein neuer Themenwunsch aufdrängt. Der andere findet den Zugang zu seiner "Spur" vielleicht etwas schwerer und bleibt zunächst in der Erwartung gefangen, das Ergebnis müsse vergleichbar und "vorzeigbar" sein. Im Malort aber kann und darf er spielen und ausprobieren!

 

Video von Arno Stern, live in einem Malort, 2011-  Vorbereitung zum Film Alphabet |Links zur Literatur von Arno Stern finden Sie unter Links & Presse im Dropdown-menü.

Kunst und Pädagogik

Analysiert man Werke in der Kunstgeschichte, kann man Merkmale finden, die auf von Arno Stern als "Formulation" definierte Zeichen und Gestaltungsmerkmale zurück greifen. Das Kunstwerk ist allerdings - anders als das Bild im Malort, das diesen nicht verlässt - auf Kommunikation mit einem Betrachter ausgelegt. Im Malort gibt es keine künstlerische Ausbildung im bekannten Sinne.

Die Kenntnis der von Arno Stern beobachteten Zusammenhänge verbessert das Verständnis für den schöpferischen Prozess und ist für Menschen, die mit Kindern und Heranwachsenden zu tun haben, sehr hilfreich.